David Alberts Weg zum Ironman Hawaii

Ich habe Alex und Jörg beim Dirty Race Crossduatlon in Murr 2017 kennen gelernt, aber zum Glück nicht als Konkurrenten im Wettkampf (Jörg – ich hätte auf dem Bike keine Chance gegen dich ☺).

Ich habe damals als Läufer einer Staffel zusammen mit Alexander Dietrich daran teilgenommen und habe mich damit auf das konzentriert was ich kann – das Laufen.
Ich war damals einer der ersten Athleten in eurem neu gegründeten Team und hatte im Bereich Triathlon keine Erfahrung.

Ihr habt mich seit dem bei meinen sportlichen Zielen mit Trainingsplänen, Material, Service und eurem Know-how unterstützt.
Als reiner Läufer war ich damals weit davon entfernt, einen Ironman durchzustehen. Dennoch setzte ich mir die Ironman-Europameisterschaften am 08.07.18 in Frankfurt zum Ziel. Ihr habt dieses Vorhaben von Anfang an unterstützt und so habe ich mich am 10.07.2017 für Frankfurt angemeldet – jetzt gab es kein zurück.

Im April 2017 nahm ich am Hamburg Marathon teil – mit dem Ergebnis von 2:34:15 hast du dann einen Trainingsplan ausgearbeitet, bei dem du den Fokus auf das Radfahren gesetzt hast.
Nach einigen Gesprächen und Treffen mit euch begann meine Vorbereitung für Frankfurt im Oktober 2017. Auf deinem Trainingsplan für mich standen vor allem Ausdauer- und Krafteinheiten auf dem Rad und immer wieder Koppeleinheiten.
Die Art von Training und die langsam steigenden Umfänge waren neu für mich.
Aber ich habe mich bis auf eine kleine Erkältung immer an deine Trainingsvorgaben gehalten und jede Trainingsminute / jeden Trainingskilometer durchgezogen.

Wir hielten regelmäßig Rücksprache wobei es eigentlich nichts an den Plänen zu ändern gab. Ich hatte von Anfang an das Gefühl, dass du mich als Athlet sehr gut einschätzen konntest und mir genau die richtigen Trainingsreize und Trainingsumfänge zugemutet hast.
Ich konnte meine Leistungen auf dem Rad schnell steigern und gewöhnte mich an die Belastungen der Koppeleinheiten.
Mit zunehmenden Trainingsumfängen nahm auch meine Oberschenkelmuskulatur zu (wenn auch weit entfernt von deinen Radfahrerpaketen).

Vorbereitung beim Ironman 70.3 Kraichgau

Noch im Winter 2017 habe ich mit dir die Vorbereitungswettkämpfe abgesprochen und in das Training eingeplant – ich brauchte Wettkampferfahrung im Triathlon.
Ein Halbmarathon in Frankfurt, zwei kurze olympische Distanzen und dann die Mitteldistanz in Kraichgau als Generalprobe.
Als dann die Zeitfahrmaschine kam, feilten wir noch an der Sitzposition und dann wurden auch die Kilometerzeiten im Training schneller. Bereits für die 70.3 Challange Kraichgau habe ich von euch die Wettkampfverpflegung bekommen die mich gut durch den Wettkampf gebracht hat.
Mit dem Ergebnis der Mitteldistanz aus dem Training heraus, waren Jörg und demnach auch ich, mit einer Zeit von 4:26 Std. und dem 39. Gesamtplatz zufrieden.
Der Wettkampf zeigte aber auch, dass ich das größte Entwicklungspotential noch immer auf dem Rad habe. Also legte Jörg im Training noch mehr den Fokus auf die zweite Disziplin und langsam stieg auch die Nervosität und die ersten Zweifel kamen.
In den letzten Wochen vor Frankfurt habe ich Jörg gefühlt mehrmals täglich angerufen. Bevor es dann nach Frankfurt ging, konnte mich Jörg doch noch etwas beruhigen, und nochmal die Schrauben an meinem Bike nachziehen (alle bloß nicht die vom Flaschenhalter ☺ aber dazu später). Wir wiederholten nochmal die Wettkampfstrategie und dann stand ich auch schon an der Startlinie am Langener Waldsee. Jetzt wollte ich nur noch, dass sich die ganzen Trainingskilometer, die investierte Zeit und Geldbeträge für diesen einen Tag gelohnt haben.

Ironman Frankfurt European Championship

Das Schwimmen:

Im Wasser versuchte ich nichts zu riskieren und schwamm relativ weit außen. Als ich nach knapp 62 Minuten aus dem Wasser stieg waren die 2 Minuten hinterm Zeitplan egal. Angefeuert von Familie und Freunden konzentrierte ich mich auf einen schnellen Wechsel aufs Rad.

Das Radfahren:

Ohne Watt und Pulsmesser konzentrierte ich mich nur auf mein Körpergefühl. Die ersten 130 km fühlte ich mich einfach super auf dem Rad.
Die Radstrecke in Frankfurt ist bekannt für einen kurzen Streckenabschnitt der über Kopfsteinpflaster führt. Hier löste sich mein Flaschenhalter hinter der Sattelstütze. Als ich das bemerkte, war eine Flasche bereits weg, die wichtigere von beiden, die Flasche mit der aufgelösten Gelverpflegung hing schräg herunter. Die konnte ich grad noch so retten. Die restlichen 40 Kilometer fuhr ich dann mit der Radflasche im Brustbereich im Einteiler (das gab ein paar witzige Bilder).
Die 186 Radkilometer (6 km mehr wegen einer Baustelle) fuhr ich knapp unter 5 Stunden, und dann kam der Teil auf den ich mich freute.

Das Laufen:

Nach einem nicht ganz so optimalen Wechsel (ich hab beim Absteigen vom Rad einen Radschuh verloren und wurde vom Kampfrichter verdonnert zurückzulaufen um den Schuh einzusammeln) lief ich die ersten 5 Kilometer viel zu schnell an. Ich fühlte mich gut und gewöhnte mich dank dem Koppeltraining schnell an die neue Belastung. Alle mitgereisten Freunde riefen mir zu, ich soll etwas langsamer Laufen. Dann fand ich meinen Rhythmus und ich hielt mich an den Kilometerschnitt den mir Jörg auch schon im Training vorgab.

Die letzten 10 Kilometer konnte und musste ich etwas rausnehmen um nichts mehr zu riskieren.
Aber das Gefühl nach 9:11:10 Stunden im Ziel zu sein und auf dem 22. Gesamtplatz und dem dritten Platz in der Altersklasse 30-34 zu kommen war unbeschreiblich.

Und nach dem Zieleinlauf … ohne Worte☺.

Bei der Siegerehrung am nächsten Tag waren dann auch die letzten Zweifel verflogen – ich hielt das nicht ganz günstige Ticket für Hawaii bei meiner ersten Langdistanz in den Händen und den Pokal für den dritten Platz in der AK 30-34.

Ich erholte mich gut von dem Wettkampf und legte meinen Fokus auf unsere anstehende Hochzeit (den wirklich längsten Tag des Jahres).
Das Training für Hawaii gestaltete ich dann größtenteils selber. Der Fokus lag dieses Mal auch mehr darauf, gesund zu bleiben und bei der Ironman WM ins Ziel zu kommen. Eine Zielzeit setzte ich mir ganz bewusst nicht – wir haben die Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii gleich mit unseren Flitterwochen verbunden, auch deshalb wollte ich von vorne rein versuchen den Wettkampf zu genießen.

Am 3.10.18 ging die Reise nach Hawaii los. In Kona angekommen, waren wir überwältigt von der Insel, der Kulisse und den Athleten, die gefühlt von früh morgens bis spät abends am Trainieren waren.
Ich habe meist morgens eine kurze Einheit trainiert und anschließend haben wir jeden Tag einen anderen Teil der Insel erkundet. So war ich dann auch immer gut abgelenkt und die Vorfreude war dieses Mal größer als die Nervosität.
Der Wettkampftag rückte immer näher und ich konnte es kaum erwarten, endlich die Finishermedaille in den Händen zu halten.

Ironman World Championship Hawaii 2018

Das Schwimmen im Meer:

Der Start war ganz anders wie von den sonst gewohnten Bildern – plötzlich mittendrin anstatt aus der Vogelperspektive vor dem Fernsehen. Ich versuchte, wie schon in Frankfurt, mich aus dem Pulk rauszuhalten. Beim Massenstart von über 2000 Triathleten geling mir das dieses Mal nicht so gut.
Ich stieg nach 1:11 Std. aus dem Wasser und kam in ein völlig überfülltes Wechselzelt.

Radfahren nach Hawi und zurück:

Auf dem Rennrad fühlte ich mich wieder richtig gut. Ich verpflegte mich nach Plan und fuhr bewusst etwas langsamer um bei den ungewohnten Bedingungen nichts zu riskieren. Ich hatte vermutlich durch das Salzwasser ein starkes Durstgefühl und trank deshalb beim Radfahren recht viel teilweise kaltes Wasser.
Ich war sehr viel beruhigter, als ich ohne Panne / Defekt nach 4:59 Std. von den Radschuhen in die Laufschuhe wechseln konnte.

Das Laufen im endlosen Energy Lab:

Die ersten Kilometer fühlten sich super an und ich lief ganz bewusst langsamer als in Frankfurt. Doch ab Kilometer 6 bekam ich, zum ersten Mal bei einem Wettkampf Krämpfe und das zog sich dann durch bis zum Ziel. Ich habe mich gedehnt, auf dem Boden liegend gelockert, alles versucht, aber nichts half. Also wurde das Energy Lap für mich eine nicht enden wollende Straße. Erst als ich bei Kilometer 40 meine Frau umarmen konnte, wusste ich dass ich es gleich geschafft ist.

Nach einem unplanmäßig langen Marathon war ich nach genau 10 Stunden im Ziel und absolut Happy durchgekommen zu sein.

Mein Fazit:

Ich bin mir ziemlich sicher dass ich beim Radfahren zu viel kaltes Wasser getrunken habe und so meinen Mineralhaushalt durcheinander gebrachte. Ich bin froh dass mir dieser Fehler nicht in Frankfurt passiert ist – sonst wäre die Hochzeitsreise nicht nach Hawaii gegangen.

Liebe Alex, lieber Jörg – ich finde es klasse dass ihr ambitionierten Sportlern die Möglichkeit gebt, ihre Ziele und Träume zu verwirklichen.
Mir war es von Anfang an wichtig, mehr einen Freund als einen Trainer zu haben.
Ich bin Dankbar, von meiner Familie und meinen Freunden unterstützt worden zu sein. Ohne deren Hilfe hätte ich diesen Wettkampf nicht angehen können.
Das Team hat sich seit unserem ersten Treffen deutlich vergrößert, ihr musstet mehr Sportler betreuen und auch euer Tag hat nur 24 Stunden.
Aber ohne euch hätte ich das so nicht geschafft und ich freue mich auf das nächste Dirty Race in Murr mit euch.

Vielen lieben Dank – Euer David –