ETU Europameisterschaft Crosstriathlon und Mitteldistanz 2018

Nach einer langen Saison mit einigen Wettkämpfen, Höhen und Tiefen, war bei mir zum Ende die Luft etwas raus. Deshalb entschloss ich mich Ende August eine zweiwöchige Pause einzulegen. Diese war im Endeffekt auch Gold wert, denn ich habe noch einmal richtig Lust bekommen, Gas zu geben. Dank des schönen Herbstwetters fiel das Training auch halb so schwer. Schnell merkte ich, dass die Formkurve nach oben geht und selbst eine Erkältung im September hat mich nicht aus der Bahn geworfen. Mein Fokus für Ibiza stand auch fest, ich wollte meine erste Mitteldistanz bestreiten und mich darauf primär vorbereiten. Ein großes Dankeschön geht hier an Jörg, der mir sehr kurzfristig ein Zeitfahrrad der Extraklasse zur Verfügung stellte. Nach 1,5 Monaten Vorbereitung, mit vielen Laufkilometern und langen Radausfahrten, fühlte ich mich sehr gut vorbereitet und war heiß, in Ibiza sowohl im Crosstriathlon als auch auf der Mitteldistanz, zu starten.

Multisportfestival Ibiza 2018

Zusammen mit Racextract-Teamkollege und Kumpel Dennis ging es vom Flughafen Stuttgart nach Ibiza zu den Multisport European Championships. Dort haben wir zusammen mit den Xterra Jungs Jens Roth, Riki Costa, Xavi Jove Riart und deren Freundinnen ein Haus gemietet. Unsere Wohngemeinschaft hat so gut funktioniert, dass der Abschied wirklich schwer gefallen ist. Wir hatten jede Menge Spaß, viel zu lachen und jeden Tag leckeres Essen. Jeden Abend gab es ein anderes Team das versucht hat, den „Gourmetstern“ für sich zu gewinnen. Team Deutschland fuhr natürlich mit diversen Pizzavariationen viele Sympathiepunkte ein ☺
Doch jetzt zum Wettkampf!

Europameisterschaft Crosstriathlon

Nach 4 Tagen Aufenthalt war es dann soweit, die Crosstriathlon Europameisterschaft stand vor der Tür. Das Rennen wurde am wunderschönen Strand von Cala Bassa ausgetragen. Die Sonne schien, das Meer war ruhig und alle waren gut drauf. Mit Nr. 41 ging ich ins Rennen und als wir alle an der Startlinie standen und der „Herzschlagton“ erklang, war die Anspannung doch recht groß. Um Punkt 14 Uhr stürzte sich dann das gesamte Elitefeld ins Meer. Nach einem guten Start merkte ich aber schnell, dass 2 Athleten richtig Gas gaben. Es war klar, dass Jens einer davon war. Nach ca. 300m musste ich anerkennen, dass mir das Tempo einfach zu hoch ist und ich habe abreissen lassen müssen. An dritter Stelle schwimmend konnte ich meinen Rhythmus aber gut halten. Ein Italiener und der spätere Vizeeuropameister Brice Dabourd (Franzose) blieben aber dabei im Wasserschatten.

Nach der 1 km langen Schwimmstrecke waren wir wieder zurück am Strand und stiegen gemeinsam aus dem Wasser. Der Rückstand auf die ersten zwei mit 30 Sekunden hielt sich auch noch in Grenzen. Leider hatte ich etwas zu langsam gewechselt und habe den Anschluss zum Franzosen verloren. So versuchte ich meinen Rhythmus auch auf dem Bike zu fahren. Bei den langen Abschnitten hatte ich immer Sichtkontakt zu den Vorderen drei, doch ich kam nicht ganz ran. In der zweiten von vier Runden überholte mich der spätere Sieger Van Hemel (Belgien), bei dem das mitfahren unmöglich war. Doch ich hielt mich für meine Verhältnisse gut im Rennen und erst Anfang der vierten Runde schlossen die Topfavoriten auf mich auf. Leider fehlten am längsten Anstieg 2-3 Meter um die Gruppe zu halten und platze deshalb ab. Vielleicht war das aber auch gut, denn so bin ich einfach mein Tempo durchgefahren und habe nicht überzockt.

Zwei Zeitstrafen im Rennen

Beim Wechsel zum Laufen waren es auch nur 1 Minute Rückstand auf Platz 2 und ich wusste ich lag gut im Rennen. Leider passierte mir da der Fehler, dass ich den Helm beim Abstellen des Rads öffnete und dafür eine Zeitstrafe von 15 Sekunden kassierte. Trotzdem versuchte ich den Fehler zu vernachlässigen und mich auf den Lauf zu konzentrieren, da ich noch in den Top 10 lag. Auch wenn das Laufen meine schwächste Disziplin ist, merkte ich, dass die langen Läufe in Vorbereitung auf die Mitteldistanz sich auszahlten und ich ein für mich hohes Tempo laufen konnte. Leider passierte mir in der letzten Runde der nächste Fehler, da ich meine Wasserflasche außerhalb der „Liquidzone“ in den Sand feuerte. Somit nächste Zeitstrafe… In der letzten Runde musste ich in die Penalty Box und meine Strafe absitzen. Leider verlor ich dadurch den 10. Platz endgültig. Als 13. lief ich dann trotzdem zufrieden ins Ziel. Im Anschluss ging es mit Jens, Dennis und Linda zurück an den Strand, um mit einem Bierchen auf Jens Top 10 Resultat und seine Saisonpause anzustoßen. Natürlich blieb es aber nur bei einem Bier, da am Samstag ja noch die Mitteldistanz anstand 😉

Vorbereitung auf die erste Mitteldistanz

Ich wusste es wird eine harte Sache zwei Tage nach dem Crosstriathlon bei der Mitteldistanz zu starten. Deshalb schwang ich mich am Freitag aufs Rad um die Beine etwas locker zu fahren, die sich gar nicht so schlecht anfühlten. Auf dem Weg zum Race Briefing geriet ich dann leider in einen Stau. Als ich meine Unterschrift vor dem Eingang zum Briefing abgeben wollte, hieß es dann sofort Zeitstrafe! Ich war 2 Minuten zu spät gekommen und die Offiziellen drückten da kein Auge zu. Die Strafe hieß 30 Sekunden verspäteter Start. Ich traute mich erst gar nicht die Nachricht meinem Coach Jörg mitzuteilen, weil wer fängt sich schon 3 Zeitstrafen in kürzester Zeit ein?? In der Zukunft muss ich auf jeden Fall in dieser Hinsicht etwas professioneller auftreten, auch wenn meine Devise ist „take it easy“ ☺Natürlich war diese Aktion nicht die beste Voraussetzung, aber ich sagte mir eine Mitteldistanz ist lang und somit ist nichts verloren.

Verschiebung des Rennens wegen Regen

Am Rennmorgen fing es heftig an zu regnen. Als wir mit dem Auto nach Ibiza City fuhren, stand das Wasser auf der Straße. Aufgrund dessen wurde die Radstrecke halbiert und der Start um 1,5 Stunden verschoben. Um 15.00 Uhr und 30 Sekunden war es dann endlich soweit und ich stürzte mich in die raue See, um die Verfolgung auf das Feld aufzunehmen. Die Bojen waren sehr weit auseinander gezogen und ich verlor mit einer angelaufenen Schwimmbrille etwas die Sicht. Somit ging mein Plan nicht auf nach vorne zu schwimmen. Ich stieg mit guten 2 Minuten Rückstand auf die Spitze aus dem Wasser. Die Beine haben sich aber super angefühlt und so hieß es Attacke auf dem Rad.

Die Luft war raus

Doch daraus sollte an diesem Tag nichts werden. Mit Sichtweite zur Verfolgergruppe merkte ich auf einmal, dass mein Hinterrad platt ist. Ich muss in irgendeinen spitzen Gegenstand gefahren sein. Leider war mein Rennen daraufhin beendet, da ich mit Klebereifen unterwegs war. So hatte ich mir mein Saisonende natürlich nicht vorgestellt. So ging fuhr ich etwas unterkühlt und mit jeder Menge Enttäuschung zurück an unsere Unterkunft. Nach einer warmen Dusche und einem Bier auf dem Tisch das mich von Dennis erwartete, versuchte ich meine Enttäuschung zu unterdrücken und den Blick nach vorne zu richten. Das Projekt Mitteldistanz wird auf jeden Fall nochmal in Angriff genommen!
Jetzt heißt es aber erstmal Saisonpause und neue Kraft für nächstes Jahr tanken. Die Tage in Ibiza waren trotzdem wunderschön und wir hatten alle eine tolle Zeit!
Bis dahin,
Euer Hannes