An den vergangenen beiden Wochenenden ging es für mich nach Gedern und Heubach zu meinen ersten beiden großen U19-Rennen bisher. Beide Rennen waren Teil der Int. Bundesliga Serie, das Rennen in Heubach war außerdem Teil der Junior World Series, also so zusagen ein Junioren Weltcup. Für die beiden Rennen hatte ich mir ergebnistechnisch erstmal nichts vorgenommen, um später nicht enttäuscht zu sein. Als Ziel für die beiden Rennen setzte ich mir lediglich, Spaß zu haben, sturzfrei zu bleiben und von Anfang an voll reinzuhalten.
Am Sonntag, dem 29. April, fand also in Heubach auf der schönen Schwäbischen Alb im Rahmen des bekannten Bike The Rock Festivals das erste Bundesliga Rennen der Saison 2018 statt und auch ich war mit von der Partie. Ich reiste zusammen mit Papa schon freitags am späten Nachmittag an, um die technisch sehr schwierige Strecke abzufahren und noch darauf trainieren zu können, was sich später noch als ziemlich gute Entscheidung herausstellen sollte. Nach einer langen Fahrt mit extrem zähflüssigem Verkehr und viel Stau, ein typischer Freitag halt, kamen wir endlich gegen 18 Uhr in Heubach an. Also direkt rein in die racextract. Team Bekleidung und den neuen Teamhelm „The One„ von unserem Sponsor Bollé auf den Kopf gesetzt. Dann noch schnell die Maxxis Ikon Pneus aufpumpen und gleich ab aufs Sparrow!
Alleine ging es dann erstmal den langen Anstieg hoch, der schon im Training ordentlich in den Beinen zwickte. Erste Fragen, ob es sich hierbei tatsächlich um die Strecke handelte, warfen sich auf, aber schnell wurde klar, dass ich schon richtig war. Es folgte ein längeres Flachstück bis zum ersten Downhill. Die Abfahrt schien auf den ersten Blick schon sehr technisch, aber auch machbar zu sein. Dachte ich. Langsam arbeitete ich mich nach unten vor, ein paar Stellen inspizierte ich genauer und suchte mir die passenden Linien raus, bis ich irgendwann im letzten Downhill vor dem Ziel angekommen war. Dort stand ich schlussendlich fast eine Stunde und verzweifelte an der Linienwahl, schaffte es aber dann, die Abfahrt am Ende doch zwei Mal komplett runter zu fahren. Wie gesagt, es war eine gute Entscheidung, schon freitags zu fahren. Danach bin ich noch ein paar Mal das letzte Stück bis rein ins Ziel gefahren und war recht zufrieden. Nach dem Abendessen ging es früh ins Bett, um morgens gleich fit fürs offizielle Training zu sein.
Der Samstag verlief dann ohne größere Vorkommnisse und so ging es nach einer kurzen Vorbelastung mit 3 Runden auf der Rennstrecke nur noch um möglichst schnelle Renegaration. Das bedeutete direkt in die Kompressionsstrümpfe rein, ab in die OOFOS Regenerationsschuhe und den restlichen Tag entspannt auf dem Eventgelände verbringen. Beim Downhill Rennen konnte man zuschauen und auch die Fahrer des Marathons anfeuern. Insgesamt also ein sehr schönes und gelungenes Event in Heubach. Nach einem entspannten Abend mit gutem Essen ging es wieder früh ins Bett, um pünktlich um 6 Uhr fit für das Rennen zu sein.
Morgens am Frühstückstisch dann gleich der Schock! Die Teambusse der beiden Teams aus Hausach und Albstadt waren über Nacht leergeräumt worden. Das tat mir echt leid und war für alle Betroffenen eine Katastrophe mit einem immensen Schaden. Umso erleichterter war ich, dass mein Rad noch da war.
Nach dem Frühstück fuhren wir um 7 Uhr in Richtung Eventgelände, befestigten schnell noch die Startnummer am Bike und nach meinem Warmup pünktlich um 8 Uhr mit ein paar kurzen Sprints auf der Rolle ging es direkt in den Startblock. Zu fahren galt es eine Startloop und 4 Runden, in Zahlen 20 Kilometer mit fast 1100 Höhenmetern! Aufgerufen wurde ich so um Platz 70 bis 80, gar nicht mal so schlecht bei fast 120 Startern. Nach einigen angespannten Minuten dann der erlösende Moment. Der Startschuss fiel und alle sprinteten los. Ich konnte mich direkt nach dem Start gut positionieren und meinen Platz bis in die erste Kurve verteidigen. Dann der nächste Schockmoment, vor mir verhaken sich die Lenker zweier Konkurrenten und beide stürzen fast. Dadurch musste ich stark bremsen und ein Fahrer aus der Schweiz fuhr mir von hinten heftig ins Schaltwerk. Ich stürzte nicht, konnte auch noch weiterfahren, allerdings nicht mehr richtig schalten. Da ich während des Startanstiegs keinen Gang umschalten konnte, musste ich mit viel Kraft und niedriger Trittfrequenz den Berg hochdrücken. Am Ende des Anstiegs musste ich dann vom Rad, weil nichts mehr ging. Nachdem ich das Schaltwerk und das verbogene Schaltauge wieder einigermaßen gerichtet hatte, waren natürlich alle Gruppen weg und ich mal wieder allein auf weiter Flur. Richtig schalten funktionierte leider für den Rest des Rennens trotzdem nicht und so hatte ich am Ende der Startloop fast 10 Minuten auf die Führenden verloren, was bedeutete, dass die Führenden sozusagen rund 5 Minuten hinter mir schon wieder auf mich auffuhren. Ende der dritten Runde hatten sie mich dann überrundet und ich rollte frustriert nur noch runter ins Ziel, wo ich dann von den UCI Kommissären aus dem Rennen genommen wurde.
Das war also das erste Bundesliga Rennen 2018, eher enttäuschend als zufriedenstellend und sicherlich nicht das, was ich mir vorgestellt hatte, aber alles in allem war es dann trotzdem eine richtig coole Erfahrung. Nach dem Rennen versuchte ich meine Enttäuschung abzuschütteln und schaute bei den anderen Rennen zu: erst Women Elite/U19, dann Men U23 und zum Schluss noch Men Elite mit Schurter und Co.! Wahnsinn!
Nach einer recht angenehmen Heimfahrt von Heubach habe ich abends direkt die Schaltung repariert, Kette und Schaltauge gewechselt und alles neu eingestellt. Denn nach einer kurzen Streckenbesichtigung mit Vorbelastung am Montag, stand ich am 01. Mai auch noch in Bekond bei meinem Heimrennen des Eifel Mosel Cups am Start.
Nach gutem Start konnte ich mich ordentlich im Feld platzieren. Ich hatte nicht den besten Tag erwischt, vielleicht auch bedingt durch den Stress und die Belastung in Heubach, und fuhr dann auf Platz 3 in der U19 ins Ziel. Nach 3 Cup-Rennen mit einem 1. und zwei 3. Plätzen sicherte ich mir so dann Platz 2 in der Gesamtwertung. Ein guter Anfang der Saison!
Nach zwei sehr guten Trainingswochen mit vielen guten Einheiten stand dann am vergangenen Wochenende das zweite Bundesliga Rennen in Gedern an. Diesmal reisten wir Samstagmittag an, weil ich die Strecke bereits aus dem Vorjahr kannte, als ich nach einem Defekt in der ersten Runde das Rennen der Bundesnachwuchssichtung aufgeben musste. Dieses Jahr stand ich dann also wieder in Gedern am Start, diesmal aber nicht in der U17 sondern in der U19 und Bundesliga statt BNWS.
Der Samstag verlief wie erwartet und ohne Probleme und nach 3 Runden auf der Strecke fühlte ich mich fit und gut vorbereitet für das Rennen am Sonntag. Nach einem leckeren Abendessen in der Unterbringung in Büdingen ging es noch ein bisschen in die Stadt. Als ich später die Sachen für das Rennen rauslegte fiel mir dann auf, dass ich die Lizenz zu Hause vergessen hatte. „Mist! Hoffentlich darf ich starten“, dachte ich mir.
Sonntag klingelte der Wecker zu einer humanen Zeit, um 8 Uhr. Der Start war ja schließlich auch erst für 11.45 Uhr angesagt. Nach ausgiebigem Frühstück ging es dann um 9 Uhr in Richtung Strecke. Zum Glück durfte ich starten und es gab keine größeren Probleme wegen der vergessenen Lizenz. Das Wetter hielt und nach dem Warmup ging es dann um 11.30 Uhr in den Startblock. Beim Auslosen des Startplatzes hatte ich Glück und wurde auf Platz 24 aufgerufen, aber es war mir schon klar, dass dieser Platz wohl nicht zu halten war. Naja egal, einfach Vollgas von Anfang an und alles geben. Leichter gesagt als getan…
Die Nervosität steigt. Der Startschuss fällt. Alle sprinten los. Nur ich komme nicht in die Pedale rein und verliere sofort einige wichtige Plätze. Nach der ersten Linkskurve geht es direkt auf das erste Schotter- und Wiesenstück, wo der Staub sich nur so in Mund und Lunge sammelt. Ich bekomme keine Luft. Sehen kann ich schon längst nichts mehr, durch den Staub liegt die Sichtweite bei vielleicht maximal drei Metern. Dann die nächste Kurve, es geht links auf den Asphalt. Die Sicht wird besser. Mit Vollgas sprinte ich in Richtung Tech- und Feedzone. Dann geht es links in den Wiesenanstieg rein. Es kommt zum Stau, man kommt nirgends durch, es wird gerempelt und gefühlt wird man von zwei Seiten überholt. Schon hier merke ich, dass die Beine irgendwie nicht rund laufen wollen. Dann geht es zurück ins Infield, das Steinfeld „Welcome to Hell„ umfahren wir in der Startloop. Langsam zieht sich das Feld auseinander und es geht nach der ersten Zieldurchfahrt rein ins Technikwäldchen. Gut überholen kann man hier nicht. Nach der Abfahrt runter in den Steinbruch geht es wieder hoch Richtung Ziel, die Beine fühlen sich an wie Pudding und gefühlt landet kein Watt auf der Kurbel.
So geht es die nächsten Runden dann weiter. Gutes Tempo bergab und keine Power am Berg. Am Ende dann immerhin Platz 41. Darauf lässt sich sicherlich aufbauen, auch wenn ich mit der Tagesform in Gedern alles andere als zufrieden war. Naja, auch solche Tage gibt es immer mal wieder im Sport…
Insgesamt also zwei Wochenenden ohne top Ergebnisse, aber dennoch mit jeder Menge Spaß, vielen tollen Menschen und vielen neuen Erfahrungen, die für die kommende Saison wichtig sein werden! Weiter geht es am Sonntag mit der Kurzstrecke beim Schinderhannes Marathon in Emmelshausen. Ich bin heiß auf den ersten Marathhon der Saison!
Ride on!!
Lukas